- HistoR Dieter
- 2. Jan 2024
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- Literatur
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Im Jahr 1933 wird nach der Machtergreifung der Nazis alles gleichgeschaltet und jegliche literarische Freiheit, die sich in knapp 15 Jahren seit dem Ende der preußischen Monarchie entwickelt hatte, in Blut-und-Boden zertreten. Wer von der schreibenden Zunft nicht in die Reichsschriftumskammer eintrat und sich deren kleinkariert-völkischen Grundsätzen unterwarf, wurde drangsaliert, inhaftiert oder ermordet. Berühmte Schriftsteller wie Alfred Döblin und die Manns wanderten noch im gleichen Jahr aus.
Erstaunlich. Nicht einmal 15 Jahre liegen zwischen dem großen Krieg und der totalitären Diktatur. Berlin war in dieser Zeit wie New York, London und Paris eine Metropole voll pulsierenden Lebens, mit allen schlimmen Schattenseiten wie Armut, sozialen Unruhen und Kriminalität, aber gleichzeitig mit einer großartigen kulturellen Vielfalt und moralischer Freiheit.
Über 4 Millionen Einwohner bevölkerten die drittgrößte Stadt der Welt.
Die Weimarer Republik brachte in Berlin die unterschiedlichsten politischen Strömungen wie in einem Dampfkessel zusammen, der immer wieder aus einzelnen Stellen pfiff und jederzeit zu explodieren drohte. Adlige, Industrielle, Bürgertum und Arbeiter lebten in dem großen Schmelztiegel, fein säuberlich nach Ost und West, den feineren Gegenden und den verruchten Vierteln getrennt, aber an den Verkehrsknotenpunkten wie dem Alexanderplatz, der Friedrichsstraße und dem Potsdamer Platz begegneten sich alle.
Frauen emanzipierten sich zu bubiköpfigen Vamps oder frauenliebenden Lesben, Männer lebten sich von der öffentlichen Ordnung geduldet frei in ihrer Sexualität aus.
Kunst und Architektur schufen Bauhaus, Art Deco, Avantgarde, Neue Sachlichkeit und das berühmte Karstadtkaufhaus am Hermannplatz.
Und in der Literatur … spiegelt sich wie immer das gesamte Leben, in all seinen Spielarten und farblichen Schattierungen.
Über Berlin in der goldenen Zeit, die keineswegs übermäßig golden, dafür aber um so bunter war – trage ich in diesem Beitrag verschiedene Kurzrezensionen von Büchern zusammen. Nach und nach, Buch für Buch, von dem „verfluchten, geliebten Berlin“ (Paul Gurk, Berlin, 358).
„Da diese Stadt nicht an den großen Straßen dieser Welt liegt, so macht sie sich Sensationen, wenn sie keine hat.“ (Kurt Tucholsky: Berlin, Berlin, berlinca 2017, S. 154).
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