Lasterhaftes Berlin
Curt Morecks lasterhaftes Berlin
Genau so stellt man sich das Treiben in der Metropole am Ende der zwanziger Jahre vor, das Babylon Berlin. Ein spannender Einblick in eine Facette der Stadt.
Frauen emanzipierten sich zu bubiköpfigen Vamps oder frauenliebenden Lesben, Männer lebten sich von der öffentlichen Ordnung geduldet frei ihre gleichgeschlechtliche Sexualität aus.
Kunst und Architektur schufen Bauhaus, Art Deco, Avantgarde, Neue Sachlichkeit und das berühmte Karstadtkaufhaus am Hermannplatz.
Eine Vielfalt des kulturellen Lebens und Schaffens wie kaum anderswo. Und so modern, dass es uns heute geradezu vertraut erscheint. So war Berlin …
Curt Morecks lasterhaftes Berlin
Genau so stellt man sich das Treiben in der Metropole am Ende der zwanziger Jahre vor, das Babylon Berlin. Ein spannender Einblick in eine Facette der Stadt.
Szenenbild METROPOLIS von Fritz Lang (1927)
„Man darf (…) davon ausgehen, daß allgemein beliebte Filme (…) bereits vorhandene Massenwünsche befriedigen“, schreibt der zeitgnössische Filmkritiker Siegfried Kracauer.
Berlin besaß 1930 weit über 100 Kinos und selbst Stuttgart bot seinem Publikum in über 20 Lichtspielhäusern moderne Unterhaltung.
Im Umkehrschluss darf man also annehmen, dass der Film in der Weimarer Republik etwas von dem wiederspiegelt, was viele in der Zeit bewegt hat, sei es für die Mehrheit oder nur für die künstlerisch Interessierten. Beides habe ich mir wortwörtlich angesehen. Viele der Filme sind übrigens online verfügbar.
Skandal oder Ästhetik
Der Kino-Film von 1925 war so beliebt wie umstritten. Mir war die Mischung aus Antike, Nacktheit und Sport – Körperkult in Reinform – fremd und erinnerte an Propaganda-Filme.
Auch der Kunst fiel es nicht leicht, sich aus der wilhelminischen Zeit zu lösen, die alte Schule der Naturdarstellung aufzugeben und sich auf die eigenen Mittel wie Farbe, Form und Kontraste zu besinnen. In Stuttgart gab es mit dem Akademielehrer Adolf Hölzel einen vielversprechenden Anfang, der sich in der Stuttgarter Sezssion ab 1923 bis 1933 fortsetzte.
Die neue Generation aus dem Schwabenland konnte sich mit heute oft berühmteren Künstlern aus München, Dresden und Berlin messen. Mäzene wie Hugo Borst und Silvio de Casanova sorgten dafür, dass die Werke der Stuttgarter gesammelt und in großem Stil öffentlich zugänglich gemacht wurden.
Adolf Hölzel
Zu einem der Wegbereiter der Moderne in der Kunst gehört der Lehrer an der Stuttgarter Akademie. Mit seiner Frau lebte Hölzel seit 1919 im Stadtteil Degerloch – bei mir um die Ecke -, wo 2021 ein Museum eingerichtet wurde.